Zwischen meinem guten Freund Jochen (einem wahrer Meister in Sachen Marketing und Vertrieb) und mir ergab sich vor kurzem sinngemäß folgender Dialog:
Jochen: "Nimm die Seite Don´t call it Online-Shop wieder aus dem Netz, sowas ist nicht nett."
Ich: "Das weiß ich. Es bleibt trotzdem, weil´s die Wahrheit ist."
Jochen: "Aber damit verlierst Du Kunden."
Ich: "Mag schon sein. Aber die, die ich damit verliere, kann ich sowieso nicht brauchen."
Pause (Jochen denkt)
Jochen: "Dann mach´ wenigstens mal eine nette Seite, auf der Du Dich persönlich vorstellst."
Ich: "Wozu? Die Leute wollen hier einen Ofen bestellen und nicht mich adoptieren."
Jochen: "Du arbeitest doch auf der persönlichen Ebene. Dann stell´ Dich auch anständig vor."
Pause (Ich denke)
Ich: "OK, wenn Du meinst, dass das sein muss... mache ich demnächst."
Jochen: "Muss nicht sein - schadet aber auch nicht, also mach´s."
Hier also nun das Ergebnis. Müssen Sie nicht lesen, gehört sicher zu den weniger wichtigen Informationen auf meiner Homepage und ob es dazu führt, dass Sie mich nett finden, ist auch nicht sicher. Die einen sagen so, die anderen sagen so …
1970 - 1985
An einem kalten Samstagvormittag, genauer gesagt am Valentinstag 1970, erblickte ich in Gießen (Hessen) das Licht der Welt. Dabei fiel mir sofort auf, dass meine Eltern doch noch recht jung waren. Bis heute behaupten sie standhaft, ich sei ein Wunschkind gewesen. Ob das wirklich so war, konnte bis dato nicht abschließend geklärt werden. Man gab mir bei genauer Betrachtung jedoch nie einen Anlass, ernsthaft daran zu zweifeln.
So verliefen meine ersten Lebensjahre auch erfreulich unspektakulär. Ganz normale Mittelschicht im besten Sinne: Es fehlte mir an nichts, ich war immer satt, hatte saubere Ohren und einen akkuraten Haarschnitt, dazu je nach Anlass zweckmäßig bis anständig angezogen. Kein Wunder, haben sich ja neben Mama und Papa auch noch Oma und Opa darum gekümmert, dass es dem Bub gut geht. Im zarten Alter von nur 2 Jahren stand sogar schon das erste Auto da. Nicht vor der Tür aber immerhin unter dem Weihnachtsbaum. Man konnte sogar die Türen aufmachen, es gab eine Hupe und Rallyestreifen auf der Seite. Sohn, was willst Du mehr...? Heute wäre sowas womöglich politisch inkorrekt, wenn man bei seinem Sprössling schon in jungen Jahren die PS-Protzerei fördert. So gesehen bin ich froh, dass ich damals Kind war und nicht heute. Zu dieser Zeit hatte freilich auch noch kaum jemand ein Problem mit den Romanen von Karl May. Mehr als einmal habe ich nach der Schule mit meinem Blutsbruder Thomas alias Winnetou im heimischen Garten meine Großeltern erschossen. Waren halt die einzigen Schurken, die uns vor die Flinte kamen. Und trotzdem – oder gerade deswegen – haben wir von zuhause solche Sachen wie Respekt und Anstand mitbekommen und es wäre uns im Traum nicht eingefallen, dass wir andere Menschen, egal welcher Herkunft, irgendwie herablassend behandelt hätten, solange uns eben diese mit dem gleichen Respekt und Anstand begegnet sind. Es brauchte keine staatlich verordneten Tugenden, um zu einem anständigen Menschen heranzuwachsen, der zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnte.
Ach ja, Urlaub gab´s auch. Fliegen war in den 70ern noch nicht so angesagt, aber mit dem Opel Kadett in die Alpen - das war ja auch schon was. Je höher, je besser. Vadder war fit wie ein Turnschuh, Mudder gab´ ihr Bestes, hätte sich aber augenscheinlich manchmal eher in einen Liegestuhl an der Adria gewünscht. Ich sehe auch noch heute die vorwurfsvollen Blicke anderer Urlauber: Wie kann man nur... den armen Jungen in´s Hochgebirge schleppen... Konnte ja keiner wissen, dass ich selbst der eigentliche Antreiber war. Die Ausrüstung war auch eher überschaubar. Einfache Steigeisen und ein Hanfseil mussten reichen und taten das auch. Man fragt sich heute manchmal, wie man damals ohne GPS und sonstige High-Tech Ausrüstung überhaupt nur einen Schritt vor die Tür wagen konnte, geschweige denn wieder lebend vom Berg gekommen ist. Hat aber geklappt. Im Sonner 1980 folgte dann für meine Mama die Erlösung in Form der Geburt meiner kleinen Schwester. Fortan war sie von extremen Bergtouren freigestellt. Gut so, wenn die beiden Spaßbremsen im Tal blieben.😃
Etwa zur gleichen Zeit setzte ich zu einem gewissen sportlichen Erfolg an, der bis heute seine Spuren hinterlassen hat. Ja, es war eine zweischneidige Sache: Einerseits habe ich das tägliche, harte Training oft verflucht und wäre lieber mit meinen Kameraden spielen gegangen. Andererseits war es schon geil, am Wochenende zu Wettkämpfen zu fahren und dort Anerkennung und Pokale abzuräumen. Ich weiß bis heute nicht, ob ich diese Zeit gut oder schlecht finden soll, aber der Leistungssport während meiner Jugendzeit hat sicher den Ehrgeiz ausgeprägt, in dem was man tut, der Beste sein zu wollen, weil man es sonst auch gleich lassen kann. Und wenn ich heute von Zeit zu Zeit mal die vielen Pokale und Urkunden in der Vitrine anschaue, dann stellt sich doch eine gewisse Dankbarkeit ein, diese Erfolge einst erleben zu dürfen.
Das Thema Schule schneiden wir hier mal lieber nur kurz an. Gefühlt hätte ich zu jener Zeit bereits jeden erdenklichen Job vom Jetpiloten über den Bundeskanzler bis hin zum Designer für Damenunterwäsche erledigen können. Doch leider waren die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Hochbegabung bei Kindern zu dieser Zeit noch nicht so ausgeprägt wie heute – oder sie hatten sich einfach noch nicht bis zu meinen Eltern herumgesprochen, weshalb diese meine Hochbegabung einfach nicht erkannten und mich so weiterhin zum täglichen Schulbesuch genötigt haben. Die Zensuren gaben zunächst auch wenig Anlass zur Kritik, wenn man von den Fächern "Betragen" und "Aufmerksamkeit" mal absieht. Stillsitzen und aufpassen war nicht so mein´s. Klar, der Hochbegabte langweilt sich eben schnell bei so profanen Dingen wie Mengenlehre und Latein. Zusammenfassend kann man die ersten 15 Jahre meines Lebens jedenfalls als "ganz gut gelaufen" bezeichnen. Hätte so weitergehen können...
1985 - 2000
Tat es aber nicht. Mit der Pubertät folgte vielmehr eine weniger glorreiche Zeit. Für einen anständigen Realschulabschluss hat es zwar noch gereicht. Aber spätestens in den Jahren danach soll man meine Mama dann zum ersten Mal in der Drogerie gesehen haben - am Regal mit der Haartönung. Sie wissen schon... Grauhaarabdeckung und so. Sorry Mama. Lehre zum Feinmechaniker an der Uni Gießen? Ja, was soll ich sagen... mein Traumberuf war´s nicht. Die Praxistage waren ja ganz ok. Arbeiten im 1/100 mm Bereich an Zentrifugen, Vakuumpumpen und sonstigen Versuchsaufbauten für die Forschung. Ja, das hatte schon was. Aber 2 x pro Woche Berufsschule pro Woche... Nein, das ging gar nicht. Es wurde immer klarer, dass ich in keinem Job von 8-17 Uhr – und sei er noch so gut bezahlt – den Rest meines Lebens fristen konnte. Feste Arbeitszeiten und Arbeitsorte fügten mir ohne Übertreibung körperliche und seelische Schmerzen zu. Es begannen Jahre der Irrungen und Wirrungen und ich bin nicht sicher, ob meine geschundenen Eltern nun froh oder traurig waren, als ich am 1. Dezember 1989 endlich von zuhause auszog. Weit weg ins wirklich tiefste Niederbayern. Besser wurde es damit allerdings erstmal nicht und es gab Zeiten, in denen mir 10 Mark zum Tanken und Essen reichen mussten. Das Ergebnis intensiver Abwägung der Prioritäten lautete dann meist 8 Mark für Benzin und 2 Mark für billiges Toastbrot und Wurstzipfel vom Metzger – angeblich für den Hund. Der hat aber immer mit mir geteilt.😃
So hielt ich mich ungefähr 3 oder 4 Jahre als Autoverkäufer und - nicht lachen - sogar gelegentlich als Privatdetektiv-Gehilfe über Wasser. Tagsüber Toyota, Nissan oder Saab an den Mann oder die Frau bringen und in der Nacht untreuen Zahnarztfrauen oder Steuerberatern mit heimlicher Vorliebe für andere Partner als die jeweils eigenen unauffällig durch die unendlichen Weiten der niederbayerischen Provinz folgen. Auch wenn das Treiben keineswegs so katholisch-züchtig war, wie man es in der Gegend und zu dieser Zeit vermuten hätte können… Die Realität war weit weniger spektakulär als die Abenteuer des legendären „Matula“ aus der Serie „Ein Fall für zwei“. Eine Gemeinsamkeit gab es aber doch. Matula´s Alfa Romeo 75 hatte es mir angetan. Obwohl der „Keil aus Mailand“ mit seinem grandiosen aber saufenden 6-Zylinder mein Budget deutlich sprengte, muss ich das Teil haben. Pure Unvernunft natürlich - aber ich bereue es nicht. Mein „ökologischer Fußabdruck“ war und ist trotzdem nicht so schlecht, dass man sich deswegen gleich vor mir auf der Straße festkleben müsste. Keine Flugreisen, nicht jährlich ein neues Smartphone und keine exotischen Lebensmittel aus sonstwoher… eine Einstellung, die sich übrigens bis heute nicht groß ändern sollte. Meine Miete konnte ich jetzt halbwegs zuverlässig zahlen und – beinahe noch wichtiger - meinem Hund und mir getrennte Mahlzeiten gönnen. Für den Moment war´s ok, der große Durchbruch in Sachen seriösem Lebenswandel war das freilich immer noch nicht.
Bis ich im Herbst 1992 dann durch puren Zufall genau die Annonce in der Zeitung las, auf die ich sooo lange gewartet hatte. Sie lautete sinngemäß: "Verdienen Sie 15.000 Mark im Monat, wenn Sie keine Ahnung von Öfen aber dafür eine große Klappe haben." Na also, das war doch wie für mich gemacht. Die Firma? Kago? Nie gehört - aber egal. Ab zum Vorstellungsgespräch nach Neumarkt in der Oberpfalz, auf dicke Hose gemacht und siehe da – die Einladung für 1 Woche Grundschulung war gebongt. Endlich hatte jemand meine Hochbegabung erkannt! Dafür gab´s zwar noch keine Bezahlung aber immerhin jeden Tag Kaffee, Schnittchen und ein feines, warmes Abendessen im Hotel. Mit mehr Besteck pro Mahlzeit, als ich zuhause insgesamt im Schrank hatte - und damit zumindest das Aroma von Wohlstand und Luxus...
Bis sich beides endgültig einstellen sollte, war der Weg aber dann doch noch weiter und steiniger als vermutet. Von den 28 Teilnehmern der Grundschulung überlebte den harten und entbehrungsreichen Alltag im Ofenstudio nach 3 Monaten gerade mal ein einziger - ich selbst. Ob es an meiner großen Klappe lag oder daran, dass ich tatsächlich anfing, mich für das Thema zu interessieren und entsprechend zu lernen, weiß ich nicht so genau. Vermutlich von beidem etwas. Und vielleicht hat es auch geholfen, dass mich die Chefin mochte und ich sie. Jedenfalls ging es von da an zügig bergauf. Bereits nach einem Jahr übernahm ich die ersten Schulungen in den damals ca. 50 Kago Ofenstudios bundesweit, brauste im ersten eigenen 5er BMW oder gerne auch mit Frau Kago in der 12-Zylinder S-Klasse durch die Lande, nächtigte in edlen Hotels und verdiente zu dieser Zeit so gut, wie davor und danach nie mehr. Autotelefon? Logo! Die Älteren erinnern sich: C-Netz! Kostete damals in der Anschaffung mehr als ein durchschnittliches Monatseinkommen und der Verbindungsaufbau dauert so lange, dass man auch einen Brief hätte schreiben können. Aber mit der entsprechenden Antenne auf dem hinteren Kotflügel war man statusmäßig ganz vorne mit dabei. In einer Liga mit Derrick. Nicht den Kopf schütteln – das waren die 90er!
Zu meinem Arbeitgeber seien an dieser Stelle zwei Dinge erwähnt: Auch wenn die Ofenbausätze damals noch lange nicht die Qualität heutiger Systemkamine hatten - so schlecht, wie es zu jener Zeit gerne aus den Reihen "echter" Ofenbauer dargestellt wurde, waren Sie definitiv nicht. Anscheinend brauchen Teile der Handwerkerschaft immer ihr Feindbild und jemanden, der Schuld ist wenn es mal nicht so läuft. Damals war es Kago. Heute ist es das Internet, nachzulesen in der Diva aus Bayern. Und auch wenn man dem Hause Kago durchaus mit Recht seine zweifelhaften Verkaufsmethoden und den Hang zum Protz vorwerfen konnte – ich persönlich habe Frau und Herr Kago als fleißige Geschäftsleute der alten Schule erlebt, auf deren Wort man zählen konnte. Ja, sie haben knallhart ihren Vorteil im Kampf mit den Wettbewerbern gesucht, aber bestimmte Grenzen in Sachen Anstand und Fairness wurden eben immer noch respektiert. Und ich empfinde bis heute eine tiefe und ehrliche Dankbarkeit gegenüber den beiden, dass man mir damals diese Chance gegeben hat und ich mein Leben neu sortieren und aufbauen konnte. Gerne hätte ich das Karl-Heinz Kago nochmal persönlich gesagt, doch leider ist er im März 2021 viel zu früh verstorben. Erst kürzlich habe ich wieder mal sein Grab besucht und mir ist, als wäre meine Dankbarkeit auch jetzt noch bei ihm angekommen – besser spät als nie.
Trotz meines Erfolges bei Kago war mir nach einigen Jahren dort klar, dass ich mich neuen Aufgaben zuwenden wollte. Es wäre sicher überheblich zu behaupten, ich hätte das Ende des Unternehmens schon damals kommen sehen. Aber irgendwie gerochen habe ich es eben doch, dass das „System Kago“ nicht mehr in die neue, vom aufkommenden Internet geprägte Zeit passt und dort nicht allzu lange durchhalten wird, was sich dann einige Jahre später ja auch bestätigt hat. Wie auch immer, mich zog es weiter auf dem Weg zum eigenen kleinen Unternehmen und so ging ich Mitte der 90er zunächst zu einem mittelständischen Ofenbaubetrieb nach München, um mich dort dem Thema endlich auch mal von der handwerklichen Seite zu nähern. Dort lernte ich dann auch "meinen" späteren Ofenbauer Frank kennen, der bis heute mein Freund und Partner ist, wenn es um die Montage von Öfen geht. Im Jahr 1998 folgte dann quasi alles auf einmal: Die Gründung der eigenen Firma Hopp Kachelofendesign und etwas später die Umfirmierung zur GmbH, gemeinsam mit meiner damaligen Frau, die ich im gleichen Jahr kennengelernt und geheiratet hatte. Außerdem habe ich in diesem Jahr mein Haus im Bayerischen Wald gekauft, in dem ich noch heute wohne.
So vergingen also von 1985 – 2000 die nächsten 15 Jahre. Zwar anfangs recht holprig und ich kann nur mutmaßen, wie es ohne diese Stellenanzeige von Kago gelaufen wäre. Letztlich habe ich dann aber doch die Kurve gekriegt und kann damit vielleicht den einen oder anderen besorgten Eltern etwas Mut machen, wenn ihr Nachwuchs mal wieder für schlaflose Nächte sorgt. Das wird schon … !
2000 - 2015
Der Aufbau der Hopp Kachelofendesign GmbH war ebenso einfach wie effektiv. Meine Ex-Frau übernahm Buchhaltung, Organisation, Terminierung etc., ich den Bereich Planung, Beratung und Verkauf, während Frank Forster mit seiner Truppe meine geistigen Ergüsse beim Kunden in echte Öfen verwandelte. Wir waren ein klasse Team und das Konzept hatte durchaus Erfolg. Obwohl das Internet damals noch in den Kinderschuhen steckte und wir keine eigene Homepage hatten, deckten wir bald den gesamten süddeutschen Raum ab und etwas später über "Mund zu Mund Propaganda" zufriedener Kunden sogar die norddeutsche Tiefebene.
Alles gut also? Nicht ganz. Denn langsam aber sicher gewann dann doch das Internet an Bedeutung. Der Markt wurde transparenter, Preisvergleiche für Kunden wurden einfacher und erste Hersteller wie z.B. Camina wagten sich nach dem Niedergang von Kago wieder mit Kaminbausätzen aus der Deckung. Hark war ja sowieso nie weg und drückte von unten mit extrem günstigen Angeboten. Wir mussten also reagieren, wenn wir nicht den Anschluss verlieren wollten. So ging 2003 die erste Homepage online und im Jahr 2010 startete die Geräte-Börse als zweites Standbein. Zunächst beinahe wie ein klassischer Onlineshop mit günstigen Preisen und Versand per Spedition. Was ich zwar geahnt aber nicht beabsichtigt hatte, trat ein: Innerhalb kurzer Zeit überflügelte das Online-Geschäft den klassischen Ofenbau.
Doch damit kamen gleichzeitig auch neue Herausforderungen auf uns zu. Zwar bemühten wir uns nach Kräften, zuverlässige Spediteure zu beauftragen. Dennoch kam es immer häufiger zu Reklamationen. Plötzlicher Glasbruch bei Kamineinsätzen, undichte Schweißnähte bei Kesselgeräten, verzogene Türmechanik... Bei genauer Analyse und Betrachtung stellten sich beinahe alle diese Schadensmeldungen als mehr oder weniger verdeckte Transportmängel heraus. So wurde es nach und nach zur Gewissheit: Der klassische Online-Handel ist für hochwertige Kamine und Öfen eine Sackgasse. Zumindest dann, wenn man langfristig plant und nicht nur die schnelle Mark - sorry, jetzt natürlich Euro - im Sinn hat.
Zu allem Überfluss kam es auch noch zu privaten Turbulenzen, die bereits im Jahr 2007 ihren Anfang nahmen. Wenn man sich ohne jegliche Vorwarnung auf der Autobahn plötzlich in einem Trümmerfeld mit 4 Toten wiederfindet, dabei selbst keine Schramme und nicht mal das eigene Auto einen Kratzer abbekommen hat... Wenn man die Mutter einer 3-köpfigen Familie zerschmettert auf dem Rücksitz ihres Autos vorfindet, während Vater und Sohn zwischen Sitzlehne und Armaturenbrett zerquetscht wurden und ihnen dabei die Erkenntnis darüber in den weit aufgerissenen Augen steht, dass ein Geisterfahrer beim nächsten Wimpernschlag ihr Leben beenden wird... Und wenn einem dann ein Gerichtsgutachter erklärt, dass man das eigene Weiterleben nur einem Zeitfenster von weniger als 0,2 Sekunden zu verdanken hat, in dem man eben gerade nur fast am falschen Ort war... Ja, dann löst das etwas in einem aus. Langsam, ganz langsam, unterbewusst aber mit Nachdruck.
Etwa ab diesem Zeitpunkt kündigte sich auch das nahende Ende meiner Ehe an, wenngleich sich dieser Prozess dann noch einige Jahre hinziehen sollte und erst 2013 emotional bzw. 2015 dann auch auf dem Papier - privat und geschäftlich - vollzogen war. Ursachenforschung und Schuldverteilung diesbezüglich sind abgeschlossen, gehören hier nun wirklich nicht her und darum erwähne ich den Umstand auch nur, weil er eben dazu gehört und der Grund dafür ist, warum ich ab hier über das Geschäft wieder in der Ich-Form schreibe.
2015 - heute
Irgendwann warf mir dann der Himmel nochmal einen Glücksfall vor die Füße: Meine jetzige Frau, die mit ihren asiatischen Wurzeln und ihrem umwerfend unkomplizierten Wesen eine bis dato nicht gekannte Ruhe auf mich ausstrahlt. Sie lässt mir die Freiheit die ich brauche, ohne dass es auch nur ansatzweise wie Gleichgültigkeit wirkt. Sie macht erfolgreich ihr eigenes Ding und hat mit Öfen und Kaminen rein gar nix am Hut. Das und die in den letzten Absätzen beschriebenen Umstände führten dazu, dass ich vor ein paar Jahren damit begonnen habe, den Laden grundlegend umzustellen. Weniger ist mehr. Klasse statt Masse...
Ich möchte es wieder klein und überschaubar haben und dabei das Beste zweier Welten verbinden. Den individuellen Kontakt zum Kunden wie im klassischen Handwerk und dazu die Schnelligkeit und Flexibilität des Online-Handels. Eine persönliche Beratung, wenn sie vom Kunden gewünscht wird und natürlich der Lieferservice OFEN-TAXI, der sich hervorragend bewährt und fast schon zu einer eigenen "Marke" geworden ist. Der Ehrgeiz nach immer höheren Stückzahlen und Umsatzrekorden treibt mich jedenfalls nicht mehr an. Wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist, ist es gut. Mein Häuschen ist bezahlt, mehr als zweimal täglich kann ich eh nicht essen. Eltern, Frau und Hund sind gesund, ich selbst fühle mich zumindest so. Ist es nicht genau das, was wichtig ist?
Mittlerweile habe ich das 50. Lebensjahr überschritten. Zeit also, sich bei denen zu entschuldigen, denen ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten auf die Füße getreten bin. Obwohl ich immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe, waren das im Laufe der Zeit sicher einige – privat und geschäftlich. Zeit aber auch, sich zu bedanken bei denen, die mir über all die Jahre eisern die Treue gehalten haben. Neben meiner Truppe vom Großhandel, meinen Jungs vom Montageteam und einigen wenigen echten Freunden waren das vor allem Sie, liebe Kundinnen und Kunden!
Ob Sie ganz persönlich mich nun für einen halbwegs netten Kerl oder doch eher für einen ausgewachsenen Kotzbrocken halten, überlasse ich Ihnen. Klar ist: Diplomatie war nie meine Kernkompetenz und wird es in diesem Leben wohl auch nicht mehr werden. Je älter ich werde und je größer der staatliche und von diversen Medien erzeugte Druck wird, jedem gegenüber offen und nett sein zu müssen, desto weniger möchte ich mich daran beteiligen. Wenn ich jemanden nicht mag, dann merkt sie oder er das ziemlich schnell. Und dabei ist es mir komplett wurscht, ob es sich um irgendeine ewig rechte Dumpfbacke oder um einen dieser überkorrekt gendernden und Toleranz gegenüber allem und jedem predigenden Möchtegern-Gutmenschen aus dem extrem linken Lager handelt. Der weiter oben erwähnte Respekt, der Anstand oder die Empathie gegenüber Mitmenschen manifestieren sich in meinen Augen eben nicht über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion, nicht mit wem man ins Bett geht, nicht durch aufgesetzte Höflichkeiten und erst recht nicht durch eine bis zur Unkenntlichkeit weichgespülten Sprache, sondern darin, wie man im täglichen Tun und Handeln mit seiner Umwelt, seinen Mitmenschen umgeht und dass man dabei sein Gegenüber eben auch nicht im Unklaren darüber lässt, ob man mit ihr oder ihm auf einer Wellenlänge ist oder nicht. Kann sein, dass ich mit der Einstellung falsch liege und Sie sich nach diesen Zeilen kopfschüttelnd abwenden. Es scheint aber zumindest so, dass ein Großteil meiner Kunden damit klarkommt und eine klare, verlässliche Aussprache schätzt.
Ich denke, wer von Ihnen vor 1980 geboren ist und / oder ebenso „hart aber herzlich“ erzogen wurde, wird verstehen was ich meine. Viel charmanter und humorvoller als ich erklärt das aber meine Schwester im Geiste: Monika Gruber
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