Gaskamine - ein Trend setzt sich fort

Brunner Gaskamin Als eingefleischter Kaminbauer wendet man sich beim Thema Gaskamine gerne mal reflexartig ab. Sind ja schließlich keine „echten“ Kamine. Kein echtes Holzfeuer, keine Atmosphäre und überhaupt… will doch hierzulande eh kein Mensch. Doch dann stellt man seit ein paar Jahren fest, dass es eben doch eine Nachfrage gibt. Sogar eine rasant steigende Nachfrage. Und wenn dann auch noch ein Hersteller wie Brunner, immerhin bekannt für „Heizen auf bayerisch“ und der Inbegriff für handwerklichen Ofen- und Kaminbau, mit Gaskaminen "Brunner by Bellfires" auf den Markt kommt. Ja, spätestens dann wird klar, dass der Gaskamin eben doch kein Nischenprodukt für Villen, Büros, Hotels oder Saunaparks mehr ist. Es sind ganz normale Leute mit ganz normalen Häusern, die sich vermehrt für einen Gaskamin entscheiden. Doch warum ist das so? Welche Argumente sind es, mit denen moderne Gaskamine punkten können?

Da sind zunächst einmal die offensichtlichsten Argumente, nämlich Bequemlichkeit und Komfort. Hier sind Gaskamine schlichtweg unschlagbar. Per Fernbedienung oder Smartphone lässt sich der Gaskamin einfach vom Sofa oder gar noch von unterwegs „einheizen“. Das Lagern, Schleppen, Umschichten und Reintragen von Brennholz – Schnee von gestern. Die Frage, ob das Holz auch trocken genug ist – stellt sich nicht. Keine Bevorratung, kein Schmutz im Wohnzimmer, kein Entsorgen von Asche – all das kennen Besitzer von Gaskaminen nur vom Hörensagen. Ein Knopfdruck genügt und der Gaskamin sorgt für Wärme. Und zwar genau so viel Wärme, wie gerade gewünscht. Gesteuert per Thermostat.

Leda GaskaminOK, das Feuer in einem Gaskamin knistert nicht und es sieht auch trotz aller Bemühungen der Hersteller noch nicht ganz realistisch aus. Obwohl man feststellen darf, dass zum „echten“ Feuer wirklich nicht mehr viel fehlt. Täuschend echt wirkende keramische Holzimitate, moderne Brenner mit Namen wie Line-Fire, Centre-Fire, Premium-Fire (Brunner) oder Systeme wie EcoWave (Wanders) und Glühwolle als Glut-Ersatz (Leda) sorgen dafür, dass man schon sehr genau hinschauen muss, um das Feuer in einem Gaskamin vom echten Holzfeuer zu unterscheiden. Am ehesten gelingt das oft noch über die auffallend saubere und meist völlig rahmenlose Sichtscheibe. Während das regelmäßige Reinigen der Kamingläser trotz Scheibenhinterlüftung und anderer technischer Tricks bei den klassischen Holzkaminen immer noch zum Alltag gehört, muss man darüber bei einem Gaskamin keinen Gedanken verschwenden. In Sachen Bequemlichkeit und Komfort sind Gaskamine also tatsächlich dem Holzfeuer haushoch überlegen.

Kommen wir also zum Thema Atmosphäre. Klar, in einem Gaskamin knistert kein echtes Holz, es fliegen keine Funken und das heimelige Aroma eines echten Holzfeuers kann er auch nicht bieten. Aber das Empfinden einer bestimmten Atmosphäre ist doch auch ein sehr subjektives Thema. Ganz nüchtern betrachtet, kann man das eher ruhige Flammenbild in einem Gaskamin nämlich durchaus mögen. Ebenso wie es seinen Reiz haben kann, dass die Flammen gleichmäßig über die gesamte Kaminbreite aus einer Schüttung weißer Marmorkiesel züngeln und sich das Feuer in einer schwarz glänzenden Rückwand aus Ceraglas spiegelt. Oder man entscheidet sich für einen Gaskamin mit entspiegelter Scheibe. Je nach Umgebungslicht entsteht dabei der Eindruck, als hätte man gar kein Glas zwischen sich und dem Feuer. Gaskamine sorgen als durchaus für Atmosphäre im Raum – nur eben eine etwas andere als der Holzkamin.

Auch in Sachen Gestaltung und Design kann der moderne Gaskamin punkten. Wenn auch erst auf den zweiten Blick. Hier lohnt es sich, etwas tiefer ins Thema einzusteigen. Nehmen wir als Beispiel man einen beliebten Architektur-Kamin von Brunner, den 45/101. Möchte man dieses Gerät in der Holz-Variante verbauen, so hat man an der Stellwand für eine mindestens 14 cm starke Dämmung zu sorgen und rund um den Kamineinsatz einen Konvektionsabstand von wenigstens 8 cm einzuhalten. Beim Pendant aus der Abteilung Gaskamine, dem Architektur-Kamin Gas 40/100 reduzieren sich die Maße auf 4 cm hinsichtlich der Dämmung und nur 1-2 cm beim Konvektionsabstand. Das bedeutet, dass beim Gaskamin das Verhältnis der Größe der Sichtscheibe zur Größe der Verkleidung immer wesentlich günstiger ausfällt. Also mehr Feuersicht auf weniger Fläche. Besonders deutlich wird das meist in der Bautiefe. Schon wegen der Schamotte im Brennraum bauen Holzkamine immer einige Zentimeter tiefer als vergleichbare Gaskamine. Dies alles addiert sich bei einem größeren Architektur-Kamin auf fast 30 cm weniger Bautiefe beim Gaskamin. Noch deutlicher wird das Thema sogar beim Panorama-Kamin. Hier haben die mit Holz betriebenen Geräte zusätzlich auch noch Ihre hinten verbauten Gewichtssätze für die hochschiebbaren Scheiben unterzubringen. Auch hoch aufbauende Abgaskuppeln und dergleichen müssen beim Gaskamin nicht berücksichtigt werden. Die gestalterischen Möglichkeiten sind hier also meist deutlich umfangreicher. Gerade wenn es darauf ankommt, möglichst viel Feuersicht auf wenig Fläche unterzubringen.

DRU Gaskamin Auch wenn man die Heizleistung in die Gestaltung des Kamins mit einbezieht, spricht vieles für die Gaskamine. Ein großer Architektur- oder Panorama-Kamin liegt im Holzbetrieb bei einer NW-Leistung von rund 12 – 15 kW und damit deutlich über dem, was in einem modernen Wohnhaus benötigt wird. Die Problematik des Überheizens oder unsauberer Verbrennung im unteren Lastbereich wurde an anderer Stelle schon ausführlich behandelt. Beim Gaskamin stellt sich diese Frage jedoch meist erst gar nicht. Vergleichbare Geräte liegen hier bei einer Nennleistung um 8 – 10 kW und somit deutlich niedriger. Der untere Leistungsbereich beginnt selbst bei großen Kaminen sogar schon bei 2 – 3 KW. Wer sich also einen Gaskamin anschaffen möchte, kann weitaus bedenkenloser auf ein Gerät mit großer Sichtscheibe zurückgreifen als der Käufer eines Holzkamins.

Hätten wir noch die Umweltgesichtspunkte. Hier kann der Holzkamin natürlich mit seiner neutralen CO2-Bilanz punkten und darauf verweisen, dass ein ständig nachwachsender Rohstoff verheizt wird. Im Gegenzug entstehen beim Gaskamin so gut wie keine Partikelemissionen, was eben auch die immer saubere Kaminscheibe erklärt. Für den Gesetzgeber ist letzteres offensichtlich ein gewichtiges Argument, weswegen hier deutlich weniger Reglementierung herrscht. Auch beim Wirkungsgrad liegen beide Feuerungsarten in etwa gleichauf bei Werten von 75% und darüber.

Und der Kostenfaktor? Hier muss man zwischen Anschaffung und Betrieb der Feuerstätte unterscheiden. Vergleichen wir zunächst einmal die nackten Geräte-Preise und die UVP der Hersteller dazu. Beispiel Panorama-Kamin von Brunner by Bellfires: Hier liegt der 40/32/100/32 für Gasbetrieb bei rund € 5.000,00 und der vergleichbare 51/25/101/25 für Holzbetrieb bei rund € 7.000,00. Ergibt beim reinen Gerät einen Preisvorteil von rund € 2.000,00 pro Gaskamin. Selbst wenn man nun den Gaskamin noch mit einer entspiegelten Scheibe ausrüstet, bleiben immer noch € 1.000,00 zugunsten der Gasvariante. Bei einem Gerät von Leda verhält es sich ähnlich. Ein Leda Sera 100 DS Tunnel kostet in der Holzvariante laut Liste etwa € 6.000,00 während sein Pendant für Gasbetrieb, der Leda Carismo 100 DS Tunnel, schon für knapp unter € 5.000,00 zu haben ist. Natürlich wird für den Gaskamin noch ein LAS fällig, doch auch der Holzkamin kommt ja bekanntlich nicht ohne Schornstein aus. Bei den Kosten für die Verkleidung kann der Gaskamin ebenfalls punkten. Der Materialaufwand für Dämmung und Verkleidung fällt hier meist etwas geringer aus, was sich beispielsweise durch reduzierte Dämmstärken erklären lässt – siehe oben. Auch bei der Materialauswahl für die Verkleidung gibt sich der Gaskamin weniger anspruchsvoll.

Wanders Gaskamin Die reinen Betriebskosten zu berechnen ist dagegen nicht ganz so einfach. Hier ist es schlichtweg abhängig davon, ob man sein Brennholz im eigenen Wald schlagen kann oder kaufen muss. Auch die regionalen Preisunterschiede beim Brennholz sind teilweise erheblich. Auch ist die Frage, wie jeder für sich den Faktor Zeit beim Brennholz ansetzen möchte. Wer den Gang mit der Kettensäge in den eigenen Wald als Hobby betrachtet und den Zeitfaktor für Hacken, Stapeln und Tragen von Brennholz nicht mit in die Rechnung einbezieht, liegt hier unschlagbar günstig. Sobald man jedoch Brennholz kaufen muss und seine eigene Zeit für den Umgang damit ebenfalls noch berücksichtigt, bleiben hinsichtlich der Betriebskosten kaum noch Argumente für den klassischen Kamin. Würde man die Sache bis auf den letzten Cent berechnen wollen, müsste man schließlich auch noch Anzünder und Glasreiniger für den Holzkamin ebenso mit einbeziehen wie die Batterien der Fernbedienung bei Gaskaminen.

Letztlich kann man festhalten, dass beide Heizsysteme ihre Berechtigung haben und man als Kaminbauer alter Schule den Gaskamin nicht mehr als „Teufelszeug“ betrachten darf. Gaskamine verbreiten eine etwas andere, aber durchaus stimmungsvolle Atmosphäre, sind in Sachen Anschaffung oft günstiger als vergleichbare Holzkamine und hinsichtlich Bedienung unschlagbar bequem und komfortabel. Ob das reicht, um den klassischen Holzkamin auf Dauer zu verdrängen, darf bezweifelt werden. Denn dessen Argumente vom „echten“ Feuer, Romantik und Unabhängigkeit sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Schön, dass man die Wahl hat!

Noch ein paar Worte an die Heimwerker: Wer es kann und es sich zutrauen möchte, darf die Verkleidung für seinen Gaskamin natürlich in Eigenleistung erstellen. Hier sind wir gerne beratend und mit einem umfangreichen Zubehörprogramm behilflich. Der eigentliche Gasanschluss muss aber zwingend von einem Ofenbauer mit Gasschein oder dem Installeteur Ihres Vertrauens erfolgen. Bitte sprechen Sie im Zweifel vorab mit Ihrem zuständigen Kaminkehrer über das Thema.

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